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Ökumenischer Namenkalender
Photius von Konstantinopel


Orthodoxe Kirche: 6. Februar

Photius lebte im 9. Jahrhundert. Sein Vater starb im Bildersturm den Märtyrertod. Photius war ein hochgebildeter Mann und wurde, auch aufgrund enger Beziehungen zum Kaiserhaus Sekretär im Senat. Er wirkte auch als Lehrer und unterrichtete den späteren Kaiser Michael III. und Cyrillus von Saloniki.
857 entließ Kaiser Bardas den Patriarchen von Konstantinopel Ignatius. Photius wurde sein Nachfolger. In seine Amtszeit fielen tiefe Auseinandersetzungen mit der römischen Kirche. So ließ Photius in Bulgarien und anderen slawischen Gebieten missionieren, obwohl Rom diese Gebiete für sich beanspruchte. Photius taufte 865 den bulgarischen Prinzen Boris, setzte Bischöfe ein und entsandte Cyrillus und Methodius mit dem Auftrag, in slawischer Sprache zu missionieren. Photius schrieb auch polemische Schriften gegen Rom und 863 wurde er - wohl durch falsche Anschuldigungen der Anhänger von Ignatius - vom Papst für abgesetzt erklärt. Photius brach daraufhin mit Rom und forderte den westlichen Kaiser Ludwig II. auf, den Papst abzusetzen.

867 ermordete Basilius der Mazedonier Kaiser Michael und nahm den Kaiserthron ein. Photius exkommunizierte ihn, wurde von Basilius abgesetzt und in ein Kloster gesperrt. Ignatius wurde erneut zum Patriarchen ernannt. Ein Konzil wurde einberufen, um über Photius zu urteilen. An dem Konzil nahmen auch päpstliche Gesandte teil, die die Anerkennung des Papstes als einziges Oberhaupt der Kirche forderten und durchsetzen konnten, daß Photius und die ihn unterstützenden Bischöfe verurteilt und gebannt wurden. Photius verbrachte 7 Jahre im Gefängnis.

Ignatius und die bulgarische Kirche entfernten sich wieder von der römischen Kirche und Ignatius entsandte erneut Bischöfe nach Bulgarien. Nachdem Ignatius 877 starb, wurde Photius wieder als Patriarch eingesetzt. Er berief ein Konzil ein. Obwohl Papst Johannes VIII. alle Verurteilungen des Patriarchen für nichtig erklärte, sprach sich das Konzil gegen das römische 'filioque' aus und erklärte die beiden Bischofssitze in Rom und Konstantinopel und die beiden Kirchen in West und Ost für gleichberechtigt und unabhängig. Außerdem beschloß das Konzil, daß Bulgarien der Ostkirche angehöre.

Unter Kaiser Leo wurde Photius 886 erneut abgesetzt und ging in ein Kloster, in dem er vermutlich 891 starb. Die Ostkirche sieht ihn als Begründer der eigenständigen orthodoxen Kirche, für die Westkirche galt er dagegen lange als Schismatiker. Unter den zahlreichen Schriften Photius ist das Myriobiblon oder Bibliotheke auch heute von Bedeutung, ein Werk, in dem Photius 279 historische und theologische Arbeiten anderer Autoren in Zitaten und Zusammenfassungen darstellt. Die meisten dieser Werke sind im Original verlorengegangen, so daß die Bibliotheke eine wichtige Quelle ist.


© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 04-11-27
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